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Welche Auswirkungen haben die ökonomischen und strukturellen Bedingungen im Krankenhaus auf die Patientenversorgung? Wie lassen sich die wirtschaftlichen Vorgaben mit den ethischen Ansprüchen von Medizin und Pflege in Einklang bringen?
Über diese und weitere Fragen diskutierte der Deutsche Ethikrat mit Sachverständigen verschiedener Fachdisziplinen, Vertretern aus der medizinischen und pflegerischen Praxis und über 200 Gästen am vergangenen Mittwoch im Dresdener Hygiene-Museum. Ziel der Veranstaltung war es, auf der Grundlage einer differenzierten Analyse Ethik und Ökonomie zusammenzubringen, um Lösungsperspektiven zu entwickeln, wie man unter den Bedingungen knapper finanzieller Ressourcen eine am Patienten orientierte gute medizinische, pflegerische und psychosoziale Versorgung sicherstellen kann. Denn, so die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Christiane Woopen, „der Patient ist Zweck der Gesundheitsversorgung, nicht Mittel zur Erlösmaximierung“.... (Hierzu weiter Pressemitteilung vom 24.10.2014 des Deutschen Ethikrates, Berlin)
Das Patientenwohl und die Qualität der Versorgung gerät zusehends immer mehr in den Hintergrund. Die Patientenversorgung ist auch in deutschen Krankenhäusern vielmehr auf Profit ausgerichtet. Zwangsläufig kommt es zu einer Unter- aber auch Überversorgung. So beinhalten in der Regel Verträge mit den Chefärzten der deutschen Kliniken sog. Zielleistungsvereinbarungen. Diese Vereinbarung umfassen ein Bonussystem, meint eine Chefarztdotierung ausgerichtet nach der Menge der medizinischen Leistungen, also in der Quintessenz mehr Profit für mehr Operationen. Dies bedeutet eine Übertherapie. Der Einbau von künstlichen Hüft- und Kniegelenken beispielsweise zählt zu den 20 häufigsten Operationen in den deutschen Krankenhäusern. In den Jahren 2003 - 2009 wurden knapp 1,4 Millionen Hüft- und Kniegelenksoperationen in deutschen Krankenhäusern durchgeführt. Jene Eingriffe zählen aber auch zu den risikoreichsten Eingriffen, kommt es hierbei zu den meisten Behandlungsfehlern. Im Jahr 2010 wurden deutschlandweit knapp 326.000 Herzkatheteruntersuchungen durchgeführt, sodass jeder 25. deutsche Bundesbürger eine derartige Untersuchung erfahren hat.
Im Gegenzuge bedeutet dies aber auch, dass nicht profitable Krankheitsfälle vernachlässigt werden. Der Patient wird heute folglich daran gemessen, wie viel Profit er den behandelnden Ärzten einbringt.
Dabei sollte die Patientenversorgung allein auf das Patientenwohl ausgerichtet sein. Die Qualität der medizinischen Versorgung leidet jedoch zusehends in Deutschland. Nach offiziellen Statistiken wurden im Jahr 2013 ca. 16.000 Bundesbürger Opfer eines Behandlungs- oder Aufklärungsfehlers, wovon hiervon knapp 11.200 im Krankenhaus behandelt wurden. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um die Fälle, die gutachterlich abgeklärt wurden. Die Dunkelziffer dürfte weit aus höher liegen.